Toni Hagen
Tagebuch
Dalai Lama

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Tagebuch 02. November 1950

Bhandari brachte mir eine Einladung des indischen Botschafters C.P.N. Singh zum Tee. Als ich den kleinen, privaten Palast betrat, waren meine Nerven ziemlich angespannt. Warum? Ich weiß es nicht. Vielleicht spürte ich ja bereits, was mich erwartete. Die ganze Konversation hatte irgendwie groteske Züge. Stellenweise glich sie einem Verhör, in dem mich der wie ein Pascha vor mir thronende Botschafter befragte, was meine Ziele und Absichten seien und wie meine Beziehungen zu der Regierung wären. Doch darüber hinaus warf er an allen passenden und unpassenden Momenten die stereotype Behauptung ein: "Nepal having revolution now!" Singh schenkte ihn mir mit jeder neuen Tasse Tee ein; flocht ihn in seine Sorge um das Vorangehen meiner Arbeit;

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selbst aus einem nichtssagenden, nickenden Lächeln sprang es mich unvermittelt an: "Nepal having revolution now!" Meine Antwort war nicht weniger unverändert: Stets zeigte ich erneutes Interesse und bat ihn, mir doch die "Revolution" zu zeigen. Ich sagte ihm, daß ich jeden einzelnen Tag in den Straßen der Stadt verbracht hätte und nicht die geringste Spur einer "Revolution" hätte finden können. Will man mich loswerden? Es scheint so. Ein Westler, der Indiens massive Einmischung in nepalische Angelegenheiten beobachtet - ein unliebsamer Zeuge? Was führt Indien im Schilde? Lange schon will es sich das kleine Reich einverleiben.

 
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