

|
|
Tagebuch 07. November 1950
Als ich heute morgen die "Expedition" vorfand, traute
ich meinen Augen nicht. Kein Wunder hatte es so lange gedauert! Und da
heißt es, Nepal sei nie das Opfer einer Kolonialmacht geworden!
- Daß ich nicht lache. Sie mögen die fremden Heere abgewiesen
haben, doch dem Einfluß sind sie erlegen. Viktorianischer Pomp und
Prunk wohin man sieht! Zweihundert Träger und eine Kompanie von Gurkha-Soldaten
stehen zu meiner Verfügung. Riesige - nein, monströse! - Zelte
dienen als Unterkunft. Ich habe mich in meinem mit Antechambre und separiertem
Schlafgemach fast verlaufen. Zum Glück wuselte mir ein Leibdiener
entgegen, der mir gleich an der Nasenspitze ansah, daß ich mein
Kanapee bemühen wollte, noch bevor ich selbst irgend etwas davon
verspürte.
|
|
Oktober
1950 November
1950
01 | 02
| 03 | 06
| 07 | 08
| 09 | 10 | 11 | 12 | 13 ...
Er wußte auch, daß
ich um fünf Uhr Tee trinken wollte - und bestand darauf, daß
ich das auch wollen müßte. Schließlich sei ich Engländer.
Und wozu habe man sonst das gute englische Porzellan und Tafelsilber mitgeschleppt?
Ich versuchte ihn aufzuklären, daß ich durchaus kein Engländer
sei, sondern Schweizer, doch das wollte ihm nicht einleuchten. Wieder
war ich es, der etwas dazuzulernen hatte: Alle Westler werden schlicht
und ergreifend als "Englishmen" bezeichnet. Man differenziert nur durch
Adjektive, die einem gleich zeigen, wo es mit dem jeweiligen Volk langgehe.
Amerikaner zum Beispiel sind "very rich Englishmen". Und was Schweizer
seien? - 
|
|







|