Toni Hagen
Tagebuch
Dalai Lama

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Tagebuch 07. November 1950

Als ich heute morgen die "Expedition" vorfand, traute ich meinen Augen nicht. Kein Wunder hatte es so lange gedauert! Und da heißt es, Nepal sei nie das Opfer einer Kolonialmacht geworden! - Daß ich nicht lache. Sie mögen die fremden Heere abgewiesen haben, doch dem Einfluß sind sie erlegen. Viktorianischer Pomp und Prunk wohin man sieht! Zweihundert Träger und eine Kompanie von Gurkha-Soldaten stehen zu meiner Verfügung. Riesige - nein, monströse! - Zelte dienen als Unterkunft. Ich habe mich in meinem mit Antechambre und separiertem Schlafgemach fast verlaufen. Zum Glück wuselte mir ein Leibdiener entgegen, der mir gleich an der Nasenspitze ansah, daß ich mein Kanapee bemühen wollte, noch bevor ich selbst irgend etwas davon verspürte.

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Er wußte auch, daß ich um fünf Uhr Tee trinken wollte - und bestand darauf, daß ich das auch wollen müßte. Schließlich sei ich Engländer. Und wozu habe man sonst das gute englische Porzellan und Tafelsilber mitgeschleppt? Ich versuchte ihn aufzuklären, daß ich durchaus kein Engländer sei, sondern Schweizer, doch das wollte ihm nicht einleuchten. Wieder war ich es, der etwas dazuzulernen hatte: Alle Westler werden schlicht und ergreifend als "Englishmen" bezeichnet. Man differenziert nur durch Adjektive, die einem gleich zeigen, wo es mit dem jeweiligen Volk langgehe. Amerikaner zum Beispiel sind "very rich Englishmen". Und was Schweizer seien? -

 
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