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Tagebuch 26.Oktober 1950
Ich erwachte an einem ohrendurchdringenden Quietschen
und einem ruckartigen Halt des Zuges. Es klang als würde draußen
eine gewaltige Herde von blökenden Schafen vorübergetrieben.
Schafe in den Reisfeldern? Wie weit waren wir gefahren? Waren wir bereits
in die Bergregionen gelangt? Hatte ich alles verschlafen? Panisch sprang
ich von meinem Lager hoch, riß die Vorhänge auf ... Die gewaltige
Schafsherde waren Menschen, hunderte ... Horden krabbelten aus den offenen
Fenstern des Zuges, zwängten sich durch die Türen, kletterten
von den Dächern der Waggons. Ihre Gepäckladungen verstopften
den engen Bahnsteig der kleinen Station. Und dann das Meckern und Blöken!
"Chagaraaaaaaam! Mampaliiiiiiii!"
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Oktober
1950 November 1950
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Es waren Händler, die unermüdlich
ihre Waren anpriesen: Chagaram (heißen Tee) und Mampali (Erdnüsse).
überall ein Rennen und Schieben, ein Rufen und Winken. Männer,
Frauen und Kinder drücken und stoßen. Jeder möchte zuerst
in oder aus dem Zug gelangen. Menschen, wo immer man hinsieht - nichts
als Menschen. Wir hatten Mokameghat am Ganges erreicht. Der riesige Fluß
mit seinem träge dahinziehenden, braunen Gewässer mußte
mittels einer Fähre überquert werden. Herr im Himmel, welch
ein Gefährt und welch ein Gottvertrauen! Und obgleich das Floß
aussah, als hätte es die Fahrt seit Jahrzehnten gemacht, schien jedes
neue Ablegen ein einmaliges, unverwechselbares Wunder zu sein. Routine?
Keine Spur. 
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